Natur vor unserer Haustür und wie wir wieder mit ihr in Verbindung kommen
Ein Winterspaziergang mit Naturbegleiterin Bettina Hattenbach
Um mich mit der Natur verbinden zu können, braucht es Zeit und eine besondere Wahrnehmung mit allen Sinnen.
Auch der Rhythmus der Jahreszeiten, Wechsel von Tag und Nacht spielen eine wichtige Rolle sowie das daraus resultierende Wetter.
Aktuell ist der Spätherbst in den Winter übergegangen. Die Temperaturen liegen nur noch knapp über Null Grad. Es ist nasskalt geworden. Der Wind hat auch die letzten gelbbraunen Blätter von den Bäumen geweht. Die Zeit der kürzesten Tage liegt gerade hinter uns.
Klingt alles nicht sehr einladend, ausgerechnet jetzt hinauszugehen.
Bild: Die Buche wird auch "Mutter des Waldes" genannt
Doch bei Spaziergängen in wetterfester und warmer Kleidung im Nebelwald oder an frostigen Tagen können wir die Natur auf uns wirken lassen. Sie ist in ihre winterliche Ruhephase gegangen und diese Ruhe können wir für uns übernehmen, können so unsere innere Ruhe wiederfinden, denn auch wir brauchen Zeiten des Rückzugs. Dafür ist die Zeit der Dunkelheit eine gute Gelegenheit – jedoch nicht durch Fernsehen oder Smartphone, sondern bei einem Spaziergang, bei dem wir uns Zeit nehmen, um unsere Wahrnehmung zu erweitern und unsere Sinne für die Natur zu öffnen.
Vielleicht hören wir Vogelrufe oder sogar den Gesang eines Rotkehlchens oder Zaunkönigs, die so im Winter ihr Nahrungsrevier verteidigen. Es gibt einige Vögel, die im Winter nicht in den Süden ziehen. Dazu gehören die Meisen, die immer wieder in Büschen und Bäumen mit ihrem unverkennbaren Ruf zu hören sind. Amseln, die häufiger Besucher am Futterhaus sind und Buchfinken, die auch jetzt am Boden nach Futter und in den Kronen der Bäume Schutz suchen. Auch Bunt-, Schwarz- und Grünspechte kann man hören und mit etwas Glück auch einmal sehen
Die letzten Kraniche ziehen über uns in ihre Winterquartiere. Ihr Ruf hat uns Menschen schon immer berührt. Manch einer verspürt den Wunsch, aufzusteigen und mit ihnen zu ziehen.
Die Natur ist in der Winterstarre, was bedeutet, alle Energie hat sich in die Wurzeln zurückgezogen, alles Oberirdische ist mehr oder weniger abgestorben.
Bild: Der Ast einer Buche mit den Knospen für das nächste Jahr
Besonders im Winter, wenn das Laub abgefallen ist, kann man die Gestalt von Laubgehölzen gut erkennen. So zum Beispiel die Buche, die einmal der am meisten verbreitete Laubbaum in Mitteleuropa war. Sie hat eine glatte silbergraue Rinde, die manchmal mit einem Muster aus Algen, Flechten oder Moosen verziert ist. Auch die Knospen, in denen die Triebe und Blätter für das nächste Jahr angelegt sind, kann man gut erkennen. Sie sind bei der Buche wechselständig, d. h. eine wächst links, die nächste rechts am Zweig. Sie sind mit ausgehärtetem Harz verkittet, um so vor der winterlichen Kälte geschützt zu sein. Im nächsten Frühjahr, Ende April, Anfang Mai treiben die Knospen aus. Diese jungen Blätter, noch hellgrün und zart, stecken voll wertvollen Mineralstoffen. Wenn wir unsere Geschmackssinne aktivieren wollen, können wir ein Blättchen probieren; es erinnert ein wenig an Sauerampfer.
Später werden die Blätter dunkelgrün, hart und sind nicht mehr genießbar. Aber sie werfen Schatten wie kaum ein anderer Laubbaum.
Bild: Bucheckern und Laub am Waldboden
Alle paar Jahre gibt es ein Mastjahr. Das bedeutet, die Buchen blühen im Frühjahr. Sie sind Windbestäuber und benötigen daher keine Insekten, müssen also nicht so besonders auffallen. Die Knospen für die Blüten wurden ebenfalls bereits im Jahr vorher angelegt, die Blütenstände erscheinen mit dem jungen Laub an frischen Trieben. Aus dieser weiblichen Blüte reift im Sommer die vier-klappige Hülle, die zu einem holzigen Fruchtbecher wird. Dieser öffnet sich im September und heraus kommen zwei Nüsschen, die Bucheckern.
Männliche Blüten hängen in Büscheln herunter, die aus vielen kleinen gebündelten Staubgefäßen bestehen.
Männliche und weibliche Blüten blühen zeitgleich, wobei sie nicht sehr auffällig sind.
Nach der Blüte findet man auf dem Boden einem Teppich aus den verblühten männlichen Blüten und Knospenschuppen, genau wie im Herbst durch den goldbraunen Laubfall.
Dafür sind die Früchte, also die Bucheckern, sehr nährstoffreich. Sie enthalten viel Stärke, Eiweiß, Öl, Vitamine und Eisen. Allerdings muss man sie vor dem Verzehr kurz erhitzen, da es sonst zu Kopf- und Magenschmerzen kommen kann.
Noch Anfang des vorherigen Jahrhunderts wurden in Notzeiten die Schulklassen in den Wald geschickt, um Bucheckern zu sammeln. Daraus wurde Bucheckernöl gepresst.
Buchen können bis zu 300 Jahre alt werden. Allerdings haben auch sie mit der Trockenheit zu kämpfen. Vor allem alte Buchen, deren Wurzeln tief ins Erdreich dringen, bekommen dort nicht mehr genügend Wasser. Immerhin benötigt eine Buche an einem warmen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser.
Sind wir nun auf unserem Spaziergang, können wir die Buche einmal mit ganz neuen Augen sehen und vielleicht ein wenig in Kontakt mit der „Mutter unserer Wälder“ kommen.
To know nature is to love nature.
Autorin: Bettina Hattenbach
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