Das faszinierende Leben der wilden Bienen
Wildbienen sind faszinierende Kreaturen, deren Bedeutung für die Umwelt und die Bestäubung von Pflanzen oft unterschätzt wird. Einige Arten kommen ganz in unserer Nähe vor und können von der menschlichen Nähe sogar profitieren. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf eine seit Jahren wachsende Population der gehörnten Mauerbiene, die im alten Ortskern von Hünstetten-Kesselbach in bereitgestellten Nisthilfen lebt.
Lebenszyklus der Wildbienen
Es ist Anfang März und die Sonnenstrahlen wärmen das Bienenhaus auf, das an einem Balken wind- und regengeschützt hängt. Das ist das Signal für die im Inneren der schmalen Holzröhrchen lebenden Mauerbienen, die Wohnröhre zu verlassen. Als erste schlüpfen die Männchen. Man erkennt sie an den weißen Härchen rund um die Mundwerkzeuge.
Foto: Die Männchen brechen das Lehmsiegel auf, mit dem ihre Wohnröhre verschlossen war.
Immer mehr Männchen verlassen die Röhren und warten, dass auch die Weibchen schlüpfen. In jedem Röhrchen wurden im Vorjahr 3-4 Eier hintereinandergelegt und jeweils mit einem Lehmsiegel voneinander getrennt. In den Kammern, die dem Ausgang am nächsten sind, entwickeln sich die Männchen. Deswegen findet ihr Schlupf zuerst statt. An jedem warmen Tag in dieser frühen Zeit des Jahres umschwirren sie die Nisthilfe. Wird es nochmal kalt, ziehen sie sich in ihre Wohnröhre zurück.
Video: Die Männchen umschwirren die Nisthilfe und stürzen sich auf die schlüpfenden Weibchen
Wenn die Weibchen schlüpfen, stürzen sich gleich mehrere Männchen auf sie. Hat sich ein Pärchen gefunden, landen sie für die Paarung. Das Weibchen beginnt dann mit der Eiablage. In jedes Röhrchen legt sie 3-4 Eier, versorgt sie mit Nahrung in Form von Pollen und versiegelt jede Kammer und den Ausgang mit einem Deckel aus Speichel und Lehm.
Foto: Gehörnte Mauerbienen bei der Paarung
Die gehörnte Mauerbiene bestäubt diverse frühblühende Arten wie Steinobst-, Weiden- und Ahornbäume, Wiesenpflanzen wie Gänseblümchen, Löwenzahn und wir finden sie an den typischen Osterblumen wie der Traubenhyazinthe. An den einheimischen Blühpflanzen findet sie Pollen und Nektar. Den Pollen legt sie zu den Eiern und mit dem Nektar versorgt sie sich selbst. Wird zu früh gemäht, fehlt die Blüte wichtiger Futterpflanzen. Ebenso werden viele heimische Frühblüher häufig von bunten Zuchtpflanzen ersetzt, an denen die Bienen keine Nahrung finden. Deshalb lohnt es sich auch im eigenen Garten, der Terrasse oder Balkon, auf nektar- und pollenreiche Pflanzen zu achten. Gerade rund um Ostern findet man in vielen Geschäften die Salweide und Traubenhyazinthe als Topfpflanzen für zu Hause.
Foto: Typische Frühblüher, die in jedem Garten, Terrasse oder Balkon wachsen können.
Im Mai stirbt die diesjährige Population ab und zurück bleiben die Eier, die in den Brutröhren heranwachsen. Sobald die Puppen schlüpfen, ernähren sie sich von dem bereitgelegten Pollen. Wenn die Nahrung verbraucht ist, spinnen sie sich in einen Kokon ein und schlüpfen bereits im September als fertige Bienen. Die Röhren verlassen sie aber erst wieder im nächsten Frühjahr. Bis dahin überdauern sie Herbst und Winter in einer Starre sicher eingeschlossen in der versiegelten Röhre. Um die Nisthilfen im Winter vor Fressfeinden wie Meisen und Spechten zu schützen, kann ein Netz angebracht werden.
Die optimale Wohnröhre für die gehörnte Mauerbiene
Die optimale Länge der Wohnröhre für die gehörnte Mauerbiene beträgt ca.10 cm und hat einen Durchmesser von 6,8 oder 10 mm. Die Länge ist entscheidend, damit die Mauerbiene mehrere Brutkammern hintereinander anlegen kann. Die Röhrchen sollten glatte Innenwände haben, damit die zarten Flügel vor Verletzungen geschützt sind.
Foto: Künstliche Nisthilfe mit Röhrchen aus Pappe.
Häufig sieht man auch Nisthilfen aus Holzstämmen oder Holzscheiben. Hierbei ist sehr wichtig, darauf zu achten, dass die Bohrlöcher quer zur Holzfaser angelegt werden. Wir verdeutlichen das auf folgenden Fotos.
Foto: Die Röhrchen sollten außen in die Rinde eines Hohlstammes oder Holzscheibe gebohrt werden.
Foto: Bei Bohrungen in Faserrichtung eines Stammes oder einer Holzscheibe besteht die Gefahr, dass das Holz einreißt, die Brutkammer beschädigt und/oder Wasser sowie Parasiten eindringen.
Fazit
Überlegt man, dass jedes Weibchen 3-4 Eier in eine Röhre legt, kann man sich vorstellen, dass sich im Optimalfall die Population jährlich vergrößert. Hat sich dann ein regelrechter Schwarm gebildet, muss man trotzdem keine Angst haben. Die gehörnte Mauerbiene ist äußerst friedlich und lässt sich auch aus nächster Nähe problemlos beobachten. Weder sticht noch beißt sie. Wir profitieren von ihrer enormen Bestäubungsleistung und können durch ihre Ansiedlung in unserer Nähe wunderbare Naturerlebnisse erfahren. Dabei können wir sie neben dem Bereitstellen von Nisthilfen mit pollen- und nektarreichen Frühblühern unterstützen. Eine echte Win-Win-Situation.
Autoren: Denise Sachs und Gerd Hattenbach
Quelle: NABU und eigene Beobachtungen
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