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AutorenbildUte Leukel-Fischer

Lebensraum Streuobstwiese

Aktualisiert: 15. Okt. 2023


Titelbild Blogbeitrag Streuobstwiese Am 8. November 2023 wird in Hünstetten Görsroth eine Pflanzaktion stattfinden


Als Streuobstwiese bezeichnet man eine Wiese mit hochstämmigen Obstbäumen. Sie sollten unterschiedlich alt sein und aus verschiedenen Sorten und Arten bestehen und werden meistens in Reihen gepflanzt. Die Stammhöhe von 180 cm ist wichtig, damit unter den Bäumen noch eine Bewirtschaftung stattfinden kann.

Streuobstwiesen beherbergen 5000 Tierarten
Eine Streuobstwiese im Morgengrauen

Während im modernen Obstbau eine intensive Bewirtschaftung durchgeführt wird, sollte eine Streuobstwiese rein extensiv und ökologisch bewirtschaftet werden, d.h. ohne chemische Pflanzenschutzmittel und mineralische Dünger.

 

Veranstaltungshinweis:

Am 8. November 2023 findet eine große Pflanzaktion statt. Wir wollen auf einem ehemaligen Acker eine Streuobstwiese mit umlaufender Wildobst- und Vogelschutzhecke angelegen. Dazu wird Josef Weimar, überregional bekannter Obstbaulehrer und Ausbilder beim Landschaftspflegeverband RTK (LPV), eine theoretische Einleitung geben. Die Aktion beginnt um 9:00 Uhr auf dem Acker „Auf dem Schaflehr“ in Görsroth. Der Weg ist ab dem Hof Leukel ausgeschildert. Von dort sind es etwa 200 m Fußweg. Für einen Mittagsimbiss und Getränke ist gesorgt. Die Pflanzaktion findet bei jedemWetter statt.

 

Die Bäume müssen in großem Abstand voneinander gesetzt werden, denn es sollte auch im ausgewachsenen Zustand noch Platz sein, um die umgebende Wiese zu mähen und Heu zu ernten. Dies geschieht nur ein-, zweimal im Jahr und ist wichtig, um die mittlerweile seltenen Gräser und Blumen der Magerwiesen zu erhalten. Auch eine Beweidung, z. B. durch Schafe oder andere Weidetiere, tut der Streuobstwiese gut. Das Fallobst dient vielen Wildtieren von Igel über Siebenschläfer bis zum Wildschwein als leckere und nahrhafte Äsung bis spät in den Herbst hinein.


In den Kronen alter Bäume und in abgestorbenen Ästen leben viele weitere Tierarten. Es brüten dort verschiedene Vögel wie der bedrohte Waldkauz und Spechte oder Fledermäuse finden Verstecke und Nahrung. Bis zu 5.000 verschiedene Tierarten können eine Streuobstwiese besiedeln. Auch Pilze, Moose und Flechten findet man an den alten Bäumen.


Ein Kautz sitzt in einem Apfelbaum

Bild: eulen.de


Die vielleicht wichtigste Funktion haben Streuobstwiesen heutzutage als Genbank alter Sorten. Von den über 1.500 in Deutschland vorkommenden Apfelsorten werden nur etwa 15, also 1 % im Erwerbsanbau und damit im Supermarkt verkauft (Elstar und Jonagold machen über 32 % aus). Es gibt auch etwa 1.000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten, von denen nur die handelstauglichen in den Verkauf kommen. Streuobstbäume sind hingegen robust und können je nach Sorte mit unterschiedlichen Klima- und Standortbedingungen zurechtkommen. Darüber hinaus sind sie meist auch besonders lecker oder haben gute Back- oder Lagereigenschaften. Viele Menschen mit Obstunverträglichkeiten vertragen die alten Sorten erstaunlich gut.


Der Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen mit alten Sorten ist immens wichtig, denn auch hier gibt es ein großes Artensterben. Streuobstkreise und Pomologenvereine suchen nach fast verlorenen Schätzen und versuchen sie zu vermehren und zu verbreiten. Gemeinden und Kreise suchen häufig Mitstreiter und Helfer für die Pflege der Wiesen und Neuanpflanzungen. Für Interessierte gibt es Obst-Lehrpfade, wo auch manchmal Naschen erlaubt ist oder man mit dem Fahrrad vorbeifahren kann.


Auf regionaler Ebene werden jedes Jahr die „Streuobstsorten des Jahres“ gewählt. In Hessen war dies in 2023 die „Bischofsmütze“ – ein Apfel.


Es waren die Römer, die als Erste Obstbaumkulturen anlegten und sie bei ihren Feldzügen nach Nordeuropa brachten. Später wurden sie von Fürsten und anderen Herrschern rund um Städte und Dörfer gepflanzt und waren eine wichtige Nahrungsquelle der Menschen für Herbst und Winter.


Die Ernte einer Streuobstwiese

Bild: bioenergiedorf.schloeben


In den 60ern mussten viele Streuobstwiesen der Flurbereinigung weichen. Man importierte Obst aus dem Ausland und der Obstplantagenbetrieb war einfach effektiver und kostengünstiger.


Heute bemüht man sich sehr um ihren Fortbestand, denn kaum eine andere Kulturlandschaft zeigt so deutlich die Zusammenhänge zwischen Natur, Landschaft, Kultur und Ernährung wie die Streuobstwiese. Ihre nachhaltige Nutzung, angepasst an Boden, Gelände und Klima dient nicht nur der Erzeugung gesunder, gut verträglicher Nahrungsmittel, sondern auch dem Artenschutz und der Erhaltung der Biodiversität.


Autorin: Ute Leukel-Fischer

(Quellen: NABU, Outdoor-Welten: A. Wolter)


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